So überzeugt Ihr mit Eurem Förderantrag!
Daniel Pichert gibt Euch Tipps für die Beantragung von Fördermitteln für MINT-Projekte.
Die Antragstellung ist eine der großen Hürden auf dem Weg zu einer finanziellen Förderung. Wenn Ihr eine Förderorganisation gefunden habt, die Euer MINT-Projekt unterstützen könnte, dann müsst Ihr einen Förderantrag einreichen. „Antrag einreichen“ – das klingt erstmal so angenehm wie eine Steuererklärung. Vielleicht steckt hier schon ein Denkfehler.
Ein Förderantrag ist die Möglichkeit, Euch mit Eurem Projekt vorzustellen und eine:n Geldgeber:in zu überzeugen.Förderorganisationen müssen in der Regel aus vielen Bewerbungen auswählen. Häufig kennen sie die Antragstellenden gar nicht. Also orientieren sie sich an der „Antragsqualität“. Dies bedeutet auch: Wenn Euer Projekt wie auch Euer Verein großartig sind, dafür Euer Antrag aber schlecht ist – dann erhaltet Ihr keine Fördermittel.
Aber keine Sorge. Förderanträge schreiben kann man lernen. In den USA nennt man diese Tätigkeit grantwriting. Man muss diese Disziplin aber nicht gleich studieren. Es genügt, ein paar Dinge zu wissen, um einen guten Antrag zu verfassen – vorausgesetzt, man hat ein wenig Freude am Schreiben.[1] Übrigens: Die grundsätzliche „Logik“ von Förderanträgen ist stets ähnlich – ganz gleich, ob es sich um ein kleines lokales Projekt oder ein millionenschweres EU-Kooperationsvorhaben handelt. Kurz: Antrags-Skills könnt Ihr themenübergreifend einsetzen.
Der einfachste Tipp für Einsteiger:innen ist, sich zunächst ein paar bewilligte, ältere Anträge zu organisieren. Lest diese aufmerksam durch. So lernt Ihr am schnellsten.
Der wichtigste Tipp: Das Projekt muss passen!
Viele Menschen denken, dass fördernde Einrichtungen dazu da sind, Geld zu vergeben. Das stimmt – teilweise. Sie möchten Geld für die Themen ausgeben, die ihnen am Herzen liegen. Dies kann das Thema MINT sein. Es kann ein spezifischer Teilbereich des Themas sein (z. B. Kopfrechnen). Vielleicht steht in den Förderrichtlinien gar nicht „MINT“, sondern z. B. „Bildung von jungen Menschen“. Diese Förderziele der Förderorganisation sind ihre DNA. Viele Förderanfragen scheitern daran, dass Projektvorschläge an dem vorbeigehen, was die Förderorganisation unterstützen möchte – oder daran, dass sie einfach nicht genügend daran anknüpfen. Thema verfehlt!
In Antragsformularen wird meistens zu Beginn gefragt: Warum setzt Ihr das Projekt um (Was ist der Bedarf? Was ist der Hintergrund?)? Hier erklärt Ihr der Förderorganisation, dass Euch ein spezifisches Problem antreibt. Und dieses Problem muss das sein, das auch die Förderorganisation adressieren möchte.
Seid spezifisch. Einer Umweltstiftung müsst Ihr nicht erklären, dass der Klimawandel schlecht ist und dass erneuerbare Energien Vorteile haben. Das weiß die Stiftung bereits. Berichtet lieber von der Situation in Eurer Stadt, Branche oder Community. Erklärt, was verbessert werden muss! Führt konkrete Beispiele, Daten und Belege an. Bei den meisten Förderanfragen müsst Ihr nicht wissenschaftlich zitieren. Plausibilität und Nachvollziehbarkeit genügen.
Tipp #2: Seid nicht langweilig.
Fördermittelgeber:innen haben viele Projektanträge gelesen. Sie suchen nach Projekten, die innovativ und originell sind. Manche wollen oder dürfen tatsächlich nur solche Projekte fördern.
Erste Hilfe für die Herausforderung: Überlegt, was Euer neues Projekt besonders macht und Euch von anderen abhebt. Vielleicht seid Ihr schon etwas betriebsblind und wisst gar nicht mehr, wie besonders Ihr seid? Stellt dies in Eurem Antrag heraus und findet einen ansprechenden Projekttitel.
Tipp #3: Ihr könnt das!
Eine der wichtigsten Fragen von Förderorganisationen: Ist das Projekt bei Eurer Organisation in guten Händen? Förderorganisationen haben kaum noch Möglichkeiten einzugreifen, wenn sie einer Organisation ihr Geld anvertraut haben. In jedem Fall sind Fehlentscheidungen für alle Beteiligten unangenehm. Beschreibt, dass Ihr kompetent seid. Wie belegt Ihr das?
Ihr legt einen guten Plan vor. Es sollte das Gefühl entstehen, dass das Projekt von vorne bis hinten durchgeplant ist (dass in der Realität ein paar Änderungen eintreten, ist völlig normal).
Ihr stellt Eure Organisation vor. Wer seid Ihr? Warum gibt es Euch? Was für Projekte habt Ihr bereits durchgeführt? Welche Erfolge habt Ihr schon erzielt? Welche Qualifikationen habt Ihr in Eurem Team? Mit wem kooperiert Ihr? Transparenz schafft Vertrauen.
Ihr berücksichtigt die Formalitäten. Wenn Ihr die Hälfte der angeforderten Unterlagen vergesst oder zu viele Fehler im Antrag macht, dann denkt sich die fördernde Einrichtung: „Eine Zusammenarbeit mit diesen Antragstellenden wird schwierig. Ich gebe mein Geld lieber einer verlässlichen Organisation.“ Lest Euch deswegen die Förderrichtlinien und „das Kleingedruckte“ gut durch und seid sorgfältig.
Tipp #4: Zahlen, Zahlen, Zahlen.
Damit sind nicht nur die Zahlen im Finanzplan gemeint. Dieser Punkt bezieht sich auf Angaben in der Projektbeschreibung. Förderorganisationen lieben Zahlen – Zahlen machen (Antrags-)Texte konkret. Nennt deswegen Zahlen. Dafür eignen sich z. B. die folgenden Teile von Anträgen:
Ausgangslage/Bedarf: „8 % aller männlichen Wuppertaler Schüler gaben an, schon einmal gelötet zu haben. Bei den Schülerinnen waren es lediglich 0,2 %.“
Projektziele: „Wir werden mit den Ferien-Workshops im Zeitraum von zwei Jahren 1.000 Schüler:innen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren erreichen.“
Auch in andere Passagen, wie z. B. die Darstellung der Projektaktivitäten und die Beschreibung Eurer Organisation, könnt Ihr Zahlen einbauen.
Haben kleine Vereine auch eine Chance auf Fördermittel?
Definitiv! Viele Förder:innen unterstützen gerne kleine Organisationen. Gerade die „Kleinen“ zeigen viel Engagement und haben innovative Ideen. Lasst Eure tollen Projektideen auch in Förderanträgen im besten Licht erscheinen. Viel Erfolg!
[1] … oder man ist in der Lage, technische Tools einzusetzen, um das gewünschte Ergebnis zu erzeugen; siehe den MINTvernetzt-Blogbeitrag zum Thema Erfolgreich Fördermittel beantragen mit KI.
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