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10 Fakten zu: Außerschulischen MINT-Bildungsangeboten

Was macht außerschulische Projekte so effektiv?

05. Februar 2025 Lesedauer: ca. 8 min
MesH
Teilhabe

MINT-Bildung findet nicht nur im Klassenzimmer statt. Außerschulische Kurse und Projekte bieten Schüler:innen die Möglichkeit, ihr Interesse an MINT z. B. durch Projekte und Experimente zu vertiefen, während sie gleichzeitig die Chancengleichheit fördern. Doch welche Effekte haben sie und was zeichnet erfolgreiche Projekte aus? Wir haben zehn wissenschaftlich fundierte Fakten zusammengestellt, die zeigen, warum außerschulische MINT-Bildung so wertvoll ist – und wie ihr Potenzial noch besser ausgeschöpft werden kann.

1. Außerschulische MINT-Angebote können sehr effektiv sein

Die meisten außerschulischen MINT-Bildungsangebote haben nachweislich positive Effekte z. B. auf Leistungen1 und das Interesse an MINT-Themen.2 Doch solche Erfolge treten nur unter den richtigen Voraussetzungen auf: Damit die Programme nachhaltig und positiv wirken, müssen sie professionell konzipiert und umgesetzt werden.3 Besonders entscheidend ist etwa eine kompetente Kursleitung, die inhaltlich sattelfest ist und die Themen überzeugend vermittelt.1

2. Stark für die Interessenbildung

Steht ein MINT-Fach auf dem Stundenplan, hält sich die Begeisterung im Klassenzimmer gerne mal in Grenzen – und entsprechend ist auch die Auswirkung auf das MINT-Interesse. Nach Schulschluss scheint dies anders zu sein. Zahlreiche Studien zeigen, dass außerschulische MINT-Bildungsangebote das Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Themen stärker und nachhaltiger fördern als der Unterricht in der Schule.4

3. Außerschulische MINT-Angebote machen Schulunterricht attraktiver

Obwohl Schüler:innen außerschulische MINT-Angebote in der Regel attraktiver finden als MINT-Unterricht, hat die Teilnahme an Projekten außerhalb der Schule einen positiven Einfluss auf die Beurteilung des Schulstoffes. Verschiedene Studien belegen einen sogenannten Spill-over-Effekt: Wer sich neben der Schule mit MINT-Themen beschäftigt, empfindet auch den Unterricht in diesen Fächern als attraktiver.2

4. Kreativität fördern

Mehrere Studien konnten zeigen, dass Schüler:innen in außerschulischen Settings in vergleichbaren Lehr-Lern-Situationen kreativer sind als in der Schule.5 Eine Erkenntnis, die die Wissenschaft als „Creativity Gap“ oder auf Deutsch „Kreativitätskluft“ bezeichnet. Eine Stärke außerschulischer MINT-Angebote besteht daher darin, dass sie kreatives Denken in MINT fördern können.

5. Umweltbewusstsein stärken

Viele außerschulische MINT-Programme legen ihren Schwerpunkt auf Umweltthemen – und das zeigt Wirkung: Studien belegen, dass solche Angebote hervorragend dazu geeignet sind, das Umweltbewusstsein von Schüler:innen zu fördern. Sie wecken nicht nur Interesse an Umweltthemen, sondern vertiefen auch das Verständnis für die Bedeutung des Umweltschutzes. Langfristig konnten sogar Auswirkungen auf die persönliche Karriereplanung und Berufswahl festgestellt werden.2

6. Türen öffnen für mehr Chancengleichheit

Die Verknüpfung von außerschulischen und schulischen Programmen erleichtert den Zugang zu MINT-Bildungsangeboten. Besonders marginalisierte Gruppen können viel leichter für den MINT-Bereich begeistert werden.5 In einer Studie konnte durch die Teilnahme von Schüler:innen an einem außerunterrichtlichen Programm in der Schule eine Steigerung des MINT-Interesses festgestellt werden.

7. Hürden für die Teilnahme beseitigen

Für außerschulische Bildungsangebote melden sich meist mehr Menschen aus privilegierten Gruppen an, etwa aus Familien mit höherem Einkommen.6 Daher ist es entscheidend, gezielt auch marginalisierte Gruppen anzusprechen. Eine wirksame Methode hierfür ist eine inklusive Einladung, wie zum Beispiel:7 „Dieser Kurs bietet gleiche Chancen für alle und schafft eine fördernde sowie inklusive Umgebung zum Lernen. Alle, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität, können in diesem Kurs erfolgreich sein.“ Studien zeigen, dass solche offenen Formulierungen die Teilnahme marginalisierter Gruppen um bis zu 20 % steigern können.

8. MINT-Begeisterung bei allen wecken

Kinder, deren Eltern im MINT-Bereich arbeiten, zeigen häufig ein größeres Interesse und erzielen bessere Leistungen in diesen Fächern. Sie entscheiden sich auch häufiger für MINT-Berufe.8 Durch die Teilnahme von Kindern ohne familiären MINT-Hintergrund an außerschulischen MINT-Angeboten kann dieses Ungleichgewicht kompensiert werden.9

9. Hands-on-Projekte sind besonders erfolgreich

Praktische Mitmachprojekte wie Makerspaces und Schülerlabore sind besonders wirksam, um die Begeisterung für MINT-Themen zu fördern.10 Studien zeigen, dass solche praxisorientierten Angebote die Motivation und das Interesse an MINT stärker steigern als Programme, die vorwiegend Fachwissen vermitteln.11

10. Schule und außerschulische Projekte verbinden

Wenn Schulen und außerschulische Bildungsangebote professionell miteinander verknüpft sind, sich regelmäßig austauschen und offen sind für gegenseitiges Feedback, sind sie umso wirkungsvoller.12 Ein erster Schritt mit großer Wirkung kann dabei bereits ein regelmäßiger Austausch der jeweiligen Verantwortlichen sein.13

Autor:innen: Prof. Albert Ziegler, Prof. Heidrun Stöger und das MesH_MINT-Team unter Mitarbeit von Katharina Kunzmann

Weiterführende Links:

Auf dem MINT-Campus gibt es passende Lernangebote, die Euch helfen außerschulische MINT-Projekte zum Leuchten zu bringen:

Schaut Euch an, wie außerschulische Projekte der MINT-Community Umwelthemen vermitteln oder der Kreativität im MINT-Bereich Raum geben und so die Chancengleichheit fördern:  

Kennt Ihr schon? Im Rahmen der MINT-Qualitätsoffensive wird ein Online-Tool für die Selbstanalyse Eurer Projekte angeboten: 

1                     National Research Council (2015). Identifying and Supporting Productive STEM Programs in Out-of-School Settings. The National Academies Press. https://doi.org/10.17226/21740.
2              Chittum, J. R., Jones, B. D., Akalin, S., & Schram, Á. B. (2017). The effects of an afterschool STEM program on students’ motivation and engagement. International Journal of STEM Education, 4(1), 11. https://doi.org/10.1186/s40594-017-0065-4.
3                     Pattison, N. P. (2021). Powerful partnership: An exploration of the benefits of school and industry partnerships for STEM education. Teachers and Curriculum, 21(2), 17–25. https://doi.org/10.15663/tandc.v21i0.367.
4                     Cooper, R., & Heaverlo, C. (2013). Problem solving and creativity and design: What influence do they have on girls’ interest in STEM subject areas? American Journal of Engineering Education, 4(1), 27–38. https://doi.org/10.19030/ajee.v4i1.7856.
5              Ihrig, L. M., Lane, E., Mahatmya, D., & Assouline, S. G. (2018). STEM excellence and leadership program: Increasing the level of STEM challenge and engagement for high-achieving students in economically disadvantaged rural communities. Journal for the Education of the Gifted, 41(1), 24–42. https://doi.org/10.1177/0162353217745158.[TK1] [CP2] 
6                     Anaya, L., Stafford, F., & Zamarro, G. (2022). Gender gaps in math performance, perceived mathematical ability and college STEM education: The role of parental occupation. Education Economics, 30(2), 113–128. https://doi.org/10.1080/09645292.2021.1974344.
7                     Kizilcec, R. F., Saltarelli, A. J., Reich, J., & Cohen, G. L. (2017). Closing global achievement gaps in MOOCs. Science, 355(6322), 251–252. https://doi.org/ 10.1126/science.aag2063.
8                     Adams, R. B., Barber, B. M., & Odean, T. (2018). STEM parents and women in finance. Financial Analysts Journal, 74(2), 84–97. https://doi.org/10.2469/faj.v74.n2.3.
9                     Stringer, K., Mace, K., Clark, T., & Donahue, T. (2020). STEM focused extracurricular programs: who’s in them and do they change STEM identity and motivation? Research in Science & Technological Education, 38(4), 507–522. https://doi.org/10.1080/02635143.2019.1662388.
10                   Stöger, H., Schirner, S., Laemmle, L., Obergriesser, S., Heilemann, M., & Ziegler, A. (2016). A contextual perspective on talented female participants and their development in extracurricular STEM programs. Annals of the New York Academy of Sciences, 1377(1), 53–66. https://doi.org/10.1111/nyas.13116.
11                   Young, J. R., Ortiz, N. A., & Young, J. L. (2017). STEMulating interest: A meta-analysis of the effects of out-of-school time on student STEM interest. International Journal of Education in Mathematics.  
12                   Kitano, M. K. (2007). Poverty, diversity, and promise. In: J. Van Tassel-Baska & T. Stambaugh (Eds.), Overlooked gems: A national perspective on low-income promising learners: Conference proceedings from the National Leadership Conference on Low-Income Promising Learners, 31–35.
13             Barker, B. S., Larson, K., & Krehbiel, M. (2014). Bridging Formal and Informal Learning Environments. The Journal of Extension, 52(5), Article 26. https://doi.org/10.34068/joe.52.05.26.

Ansprechpartnerin

Chrischani Perera Bobusch

Chrischani Perera-Bobusch

MINT-Transfer

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