Zielgruppenverständnis
Lernreise Teilhabe, Station 1: Spezifische Bedürfnisse und Hintergründe Eurer Zielgruppe ermitteln, um maßgeschneiderte Bildungsangebote zu entwickeln.
Um Bildungsangebote gezielt und effektiv zu gestalten, ist es unerlässlich, ein tiefes Verständnis für die Zielgruppe zu entwickeln. Wir müssen verstehen, wie soziale Herkunft, kulturelle Hintergründe und individuelle Lebensumstände den Zugang zu Bildungsangeboten beeinflussen. Es geht darum, die spezifischen Interessen und Bedürfnisse zu erkennen, und die Voraussetzungen zu sehen, die Kinder und Jugendliche mitbringen. Zielgerichtete Analysen und kontinuierliches Feedback ermöglichen es, maßgeschneiderte und relevante Angebote zu entwickeln.
Soziale Benachteiligung entsteht, wenn Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe einen erschwerten Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen wie Bildung, Ausbildung oder Einkommen haben (vgl. Klassismus in unserem Glossar zum Thema Diversität). Auch ihre Chancen auf Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und eine gelingende Lebensbewältigung werden dadurch eingeschränkt. Meist hängt die Benachteiligung mit einer bestimmten sozialen Herkunft der Betroffenen zusammen. Diese ergibt sich aus dem familiären Hintergrund einer Person und umfasst Faktoren wie Bildung, ethnische Herkunft und sozioökonomischen Status der Familie. Die soziale Herkunft ist nach wie vor entscheidend für den Bildungserfolg von Kindern in Deutschland.
Zum Weiterlesen:
- Charta der Vielfalt: Soziale Herkunft als Vielfaltsdimension
- Bundeszentrale für politische Bildung: Soziale Herkunft und Bildung MINTvernetzt: Was ist Diversität?
- SGB VIII § 13 Jugendsozialarbeit: Soziale Benachteiligung
- Francis Seeck: Zugang verwehrt
Um Kinder mit diversen sozialen Hintergründen mit MINT-Förderung zu erreichen, ist es wichtig, sich mit deren Lebenssituation zu beschäftigen. So können fehlende finanzielle und zeitliche Ressourcen der Eltern, aber auch Sprachbarrieren oder internalisierte Stereotype eine Teilnahme an MINT-Bildungsangeboten erschweren.
Wichtig ist daher, diese Voraussetzungen zu kennen oder zu erfragen (z. B. durch Umfragen, Interviews oder die Zusammenarbeit mit Bildungsexpert:innen).
Wichtige Punkte:
- Wie sieht der Alltag der Kinder und Familien aus?
- Welche finanziellen und zeitlichen Mittel stehen ihnen zur Verfügung?
- Welche sprachlichen oder räumlichen Barrieren gibt es?
- Welche Kommunikationswege sind leicht zugänglich und werden bereits genutzt?
- Welche kulturellen Eigenheiten (z. B. religiöse Feste, sozio-kulturelle Normen, Essgewohnheiten) existieren?
- Welche Rollenbilder und Stereotype sind möglicherweise bereits im Bewusstsein verankert (z. B. Erfahrungen von Ausgrenzung und Abwertung, geringes Selbstwertgefühl, Diskriminierung aufgrund von Sprache, Aussehen, Religion oder Geschlecht)?
Zum Weiterlesen:
- MINTvernetzt-Studie: Mehr Diversität in der MINT-Bildung
- Zukunft durch Innovation.NRW: Hingehen statt Ignorieren – wie bisher nicht erreichte Zielgruppen mit MINT-Angeboten erreicht werden können
- Carolin & Christoph Butterwegge: Kinder der Ungleichheit
Erkenntnisse
- Soziale Benachteiligung und Bildung: Soziale Herkunft beeinflusst maßgeblich den Zugang zu Bildung. Bildungsangebote müssen diese Realitäten berücksichtigen und adressieren.
- Demografische Analysen: Das Sammeln und Analysieren von Daten zu Alter, Geschlecht, sozialem Hintergrund und weiteren demografischen Merkmalen ist entscheidend, um die Zielgruppe besser zu verstehen.
- Lebenswirklichkeiten: Es ist wichtig, die alltäglichen Herausforderungen und Barrieren der Zielgruppe zu kennen, um passgenaue Angebote zu entwickeln.
Handlungsempfehlungen
- Direktes Feedback einholen: Geht „ins Feld“ und versucht, Kontakt zu Eurer Zielgruppe aufzunehmen. Über Umfragen, Interviews und Fokusgruppen könnt Ihr Euch ein umfassendes Bild Eurer Zielgruppe machen.
- Datenanalyse: Analysiert Eure gesammelten Daten und Erkenntnisse, um Trends und Veränderungen in der Zielgruppe zu erkennen.
- Anpassung der Angebote: Passt Eure Bildungsangebote kontinuierlich an die gewonnenen Erkenntnisse an, um deren Relevanz und Effektivität zu erhöhen.
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