Zwischen Neugier und Nervosität
Wie Schüler:innen den MINT-Unterricht erleben – und was wir daraus lernen können
Manche erleben MINT-Fächer als spannend, herausfordernd und voller Möglichkeiten. Andere fühlen sich gestresst, überfordert oder fürchten, unfair behandelt zu werden. Doch wie genau nehmen Schülerinnen und Schüler den Unterricht wahr – und wie beeinflusst das ihre Motivation, sich mit MINT zu beschäftigen? Dazu geben Ketscher et al. (2025) erstmals einen systematischen Einblick.
Die Mehrheit der rund 450 Befragten (188 Jungen und 259 Mädchen) bewertet den MINT-Unterricht insgesamt positiv. Gleichzeitig berichten viele Lernende von Belastungen – etwa durch Kritik oder ein Gefühl von Unwohlsein. Auffällig ist: Mädchen nehmen solche negativen Aspekte deutlich häufiger wahr als Jungen.
Die Analyse zeigt: Eine positive Unterrichtswahrnehmung steht in Zusammenhang mit der Bereitschaft, sich auf MINT einzulassen – und mit dem Wunsch, sich später beruflich in diesem Bereich zu engagieren. Konkret heißt das also, dass Schülerinnen und Schüler, die den Unterricht als wertvoll, anregend und als Möglichkeit zur Interaktion erleben, mehr Interesse am MINT-Bereich zeigen. Umgekehrt stehen negative Wahrnehmungen im Zusammenhang mit einem geringeren Vertrauen in die eigenen MINT-Fähigkeiten.
Für Eure MINT-Bildungsangebote ergeben sich daraus konkrete Handlungsimpulse, um positive Lernumgebungen zu schaffen:
- Ein unterstützendes Klima schaffen, um die Selbstwirksamkeit zu stärken
- Negative Wahrnehmungen gezielt durch geeignete Vorbilder oder Mentoring abbauen
- Formate gendersensibel gestalten, um individuelle Barrieren abzubauen
- Stressfaktoren wie unklare Aufgaben oder Bewertungsdruck reduzieren
Kurz gesagt: Ein unterstützendes, angstfreies und kooperatives Lernumfeld kann den Unterschied machen – besonders für bislang unterrepräsentierte Gruppen.
Die Studie stammt aus dem Forschungsprojekt FösaMINT, das von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Universität Regensburg durchgeführt wird. Ziel ist es, fundierte Empfehlungen für die Gestaltung schulischer und außerschulischer MINT-Angebote zu entwickeln – mit besonderem Fokus auf Chancengleichheit und Gendergerechtigkeit.
Ansprechperson: Lukas Ketscher
E-Mail: lukas.ketscher@fau.de
Ketscher, L., Stoeger, H., Vialle, W., & Ziegler, A. (2025). Same classroom, different reality: Secondary school students’ perceptions of STEM lessons – A pioneering study. Education Sciences, 15(4), 467. https://doi.org/10.3390/educsci15040467
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