MINT-Stimmungsbarometer 2023
MINT-Stimmungsbarometer 2023
Die Qualität der MINT-Bildung scheint in allen Bereichen zu sinken
Wie auch im vergangenen Jahr sind sich die Befragten einig, dass die Qualität der MINT-Bildung
zwar entlang der Bildungstreppe steigt, allerdings schneiden alle Bereiche schlechter ab als im Jahr zuvor.
Auffällig ist dieser Negativtrend im schulischen Bereich: Während 2022 noch fast 40 % aller Befragten die
MINT-Bildung an Schulen als (eher bis sehr) gut eingeschätzt haben, sind dieses Jahr nur noch ein Viertel
aller Befragten davon überzeugt. Im Vorschulbereich empfindet nur mehr jede:r Sechste die MINT-Bildung
als gut, während der Hochschulbereich mit 84 % als qualitativ (eher bis sehr) gut bewertet wird.
Der Stand der MINT-Bildung in Deutschland wird im internationalen Vergleich kritisch bewertet
Die Ergebnisse zu den einzelnen Bildungsbereichen aus der vorherigen Frage decken sich mit dem
Gesamteindruck der MINT-Bildung im internationalen Vergleich: Mehr als drei Viertel der Befragten schätzt
die MINT-Bildung in Deutschland weniger gut ein als die MINT-Bildung in anderen Industrienationen. Im
vergangenen Jahr urteilten so immerhin nur gut zwei Drittel.
Das Engagement der Politik für die MINT-Bildung schneidet schlecht ab
Das Engagement der gesellschaftlichen Akteur:innen wird sehr unterschiedlich wahrgenommen: Acht von zehn Befragten bewerten das Engagement der Politik für die MINT-Bildung als zu niedrig, mehr als die Hälfte nehmen bei der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft ein hohes Engagement wahr. Hier ist der positive Eindruck im Vergleich zum Vorjahr allerdings jeweils von fast drei Viertel auf 57 % bei der Zivilgesellschaft und auf 64 % bei der Wirtschaft gesunken.
Die MINT-Freundlichkeit Deutschlands ist aus Sicht der Unternehmen gestiegen
Trotz negativer Wahrnehmung der MINT-Bildung (s. vorherige Folien) wird Deutschland im Vergleich zum Vorjahr insgesamt etwas „MINT-freundlicher“ bewertet. Am auffälligsten hat sich hier die Meinung der Unternehmen geändert: Während im Jahr 2022 weniger als die Hälfte von ihnen Deutschland als ein MINT-freundliches Land bezeichneten, stimmen dieses Jahr mit fast zwei Dritteln überdurchschnittlich viele Unternehmen dieser Aussage zu.
Doppelspitze: Deutschlands Stärke liegt in der MINT-Forschung und dem dualen Ausbildungssystem
Während sich im Jahr 2022 noch alle Befragten einig waren, dass die MINT-Forschung Deutschlands größte Stärke war, kommt dieses Jahr ein weiterer Sieger hinzu: Die Sektoren Wirtschaft und Politik setzen das duale Ausbildungssystem in Deutschland auf Platz 1, gefolgt von der MINT-Forschung. Einig sind sich wiederum alle Befragten, dass es sowohl in der Breiten- als auch in der Talentförderung Verbesserungspotenzial gibt.
Die Relevanz von Kooperationen variiert je nach Kooperationspartner
Aus der Perspektive außerschulischer Bildungsakteur:innen werden beispielsweise Kooperationen mit Unternehmen von mehr als der Hälfte als „sehr wichtig“ angesehen, während diese Einschätzung umgekehrt aus Sicht der Unternehmen von weniger als einem Viertel der Befragten geteilt wird. Bei den Antworten schulischer Bildungsakteur:innen fällt auf, dass mehr als ein Viertel der Befragten Kooperationen zwischen Schulen und sowohl frühkindlichen Bildungseinrichtungen als auch Berufsschulen eher unwichtig findet.
Kooperationen sind eine Frage der Ressourcen
Die beiden Aussagen, die am meisten Zustimmung erhalten haben, bedingen sich gegenseitig: Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen Bildung, Politik und Wirtschaft enger zusammenarbeiten – dafür werden jedoch ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen benötigt.
Das Potenzial der Ganztagsbetreuung muss besser genutzt werden
Insgesamt wird die Integration außerschulischer Bildungsangebote in die Ganztagsbetreuung als das beste Instrument für Kooperationen angesehen. Bei Betrachtung der differenzierten Antworten nennen außerschulische Bildungsakteur:innen und Vertreter:innen der Kategorie Kommune/Verwaltung vorrangig „ein Kooperationsmanagement an öffentlichen Bildungseinrichtungen (z. B. durch entsprechende Planstellen)“.
Die Verbindung von MINT und Alltag muss deutlicher werden
Alle Sektoren sind sich einig: Die MINT-Bildung muss zugänglicher gemacht werden, indem MINT-Fächer mit Alltagsthemen verknüpft werden, die einen Bezug zu den Lebenswelten der Zielgruppe herstellen. Außerdem wichtig: das MINT-Image durch passende Vorbilder zu verbessern. Und nicht zuletzt sollte die Berufsorientierung so ausgebaut werden, dass sie die Vielfalt der Zukunftsberufe im MINT-Bereich gut aufzeigt.
Viele Tipps für eine bessere MINT-Bildung
Bei dieser offenen Frage wurden mehr als 1000 Antworten geclustert und zusammengefasst. Übergreifend für alle Bildungsstätten sehen die Befragten großen Handlungsbedarf beim Thema Ressourcen: Mehr Personal und bessere Ausstattungen werden dringend benötigt, damit MINT-Bildung besser gelingt. Auch Vorschläge wie mehr Kooperationen, Entlastung von Personal und mehr Fortbildungen sind ein Ressourcenthema. Darüber hinaus gibt es für die einzelnen Bildungsstätten (sinngemäß und nach Häufigkeit) zusammengefasst weitere Empfehlungen (s. Grafik).
MINT braucht einen Image-Wandel und erhöhte Aufmerksamkeit
Bei dieser offenen Frage wurden mehr als 600 Antworten geclustert. In der Gesellschaft bedarf es einer Verbesserung des MINT-Images z.B. durch einen Abbau von Gender- und MINT-Stereotypen. Die gesellschaftspolitische Bedeutung von MINT muss seitens der Politik durch mehr Ressourcen verdeutlicht werden. Die Wirtschaft sollte sich mit mehr Engagement und Kooperationsbereitschaft, z. B. durch Praktika für die Gewinnung von MINT-Fachkräften einsetzen.
Information zur Datenerhebung und Methodik
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MINT-Stimmungsbarometer 2023
Hier können die Ergebnisse der MINT-Stimmungsbarometers 2023 als PDF oder Einzelgrafiken heruntergeladen werden.
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