MINT-Stimmungsbarometer 2024
MINT-Stimmungsbarometer 2024
Verschlechterung der MINT-Bildungsqualität in allen Bildungsstufen setzt sich fort
Wie schon in den beiden vorherigen Befragungen sind sich auch in diesem Jahr die Befragten einig, dass die Qualität der MINT-Bildung entlang der Bildungstreppe steigt. Während die MINT-Bildung im Vorschulbereich in den letzten drei Jahren von durchschnittlich nur etwa 17 % der Befragten positiv bewertet wurde, liegt dieser Wert im Hochschulbereich bei rund 85 %. Insgesamt setzt sich der Negativtrend fort: Alle Bildungsstufen schneiden erneut um einige Prozentpunkte schlechter ab als im Vorjahr.
Die MINT-Bildung in Deutschland wird im internationalen Vergleich kritisch beurteilt.
Die Einschätzungen der einzelnen Bildungsbereiche aus der vorherigen Frage spiegeln auch den Gesamteindruck der MINT-Bildung im internationalen Vergleich wider: Wie schon 2023 bewerten über drei Viertel der Befragten die MINT-Bildung in Deutschland schlechter als die in anderen Industrienationen. Im Jahr 2022 lag dieser Wert noch bei etwa zwei Dritteln. Die Veränderung gegenüber dem Vorjahr beträgt lediglich einen Prozentpunkt.
Das politische Engagement für die MINT-Bildung wird weiterhin negativ bewertet.
Abermals nehmen acht von zehn Befragten das Engagement der Politik als unzureichend wahr. Im Gegensatz dazu wird das Engagement der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft über die letzten Jahre hinweg von mehr als der Hälfte bis hin zu fast drei Vierteln der Befragten als hoch eingeschätzt. Der äußerst positive Eindruck aus dem Jahr 2022 konnte jedoch auch in diesem Jahr nicht bestätigt werden.
Die Meinungen zur MINT-Freundlichkeit Deutschlands gehen auseinander.
Besonders deutlich zeigt sich in diesem Jahr eine negative Entwicklung bei den Befragten aus dem schulischen Bereich: Während in den ersten beiden Befragungen noch über die Hälfte der Meinung war, dass Deutschland ein MINT-freundliches Land ist, teilen in diesem Jahr deutlich weniger Befragte diese Einschätzung. Auch Unternehmen und Verbände bewerten die MINT-Freundlichkeit um über 20 Prozentpunkte schlechter als im Vorjahr.
MINT-Forschung erneut als Deutschlands größte Stärke bewertet
Wie in den Vorjahren gelten das duale Ausbildungssystem und die MINT-Forschung in Deutschland als zentrale Stärken. Während alle Sektoren – mit Ausnahme der Wissenschaft – das duale Ausbildungssystem als größte Stärke sehen, bewertet der Wissenschaftssektor die Forschung an erster Stelle. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass sowohl in der Breiten- als auch in der Talentförderung weiterhin Verbesserungsbedarf besteht.
Hohe Erwartungen an den Ganztag als Bildungschance
Neun von zehn Befragten sprechen sich dafür aus, den Ganztag als Bildungsort für außerschulische Angebote zu nutzen. Auch andere Ideen finden Zuspruch, so befürwortet rund die Hälfte der Befragten, den Ganztag zusätzlich für schulische Zwecke einzusetzen. Doch hier überrascht der differenzierte Blick auf die Antworten schulischer Akteur:innen zwei Drittel sind dagegen, dass der Ganztag für schulische Zwecke genutzt wird. Stattdessen unterstützen 100 % die Nutzung des Ganztags für außerschulische Angebote. Die außerschulischen Akteur:innen teilen diesen Zuspruch. Bei der offenen Frage nach weiterer Nutzung des Ganztags wurden am häufigsten die Förderung von Sozialkompetenzen und Persönlichkeitsentwicklung genannt.
Bildungsauftrag für die außerschulische MINT-Bildung
Nur 8 % der Befragten sind der Meinung, dass allein die Schulen für die Behebung der Lernrückstände in MINT-Fächern verantwortlich sind, wobei unter den schulischen Befragten jeder Zehnte diese Auffassung teilt. Den meisten Befragten erscheint es jedoch am wichtigsten, dass schulische und außerschulische MINT-Bildung stärker aufeinander abgestimmt und sich gegenseitig ergänzen. Fast ebenso bedeutend wird der Bildungsauftrag der außerschulischen MINT-Akteur:innen gesehen, Interesse und Freude an der MINT-Bildung zu wecken.
Kooperationsbereitschaft und Flexibilität
In dieser offenen Frage konnten Handlungsempfehlungen für Schulen, außerschulische Akteur:innen und Politik und Verwaltung genannt werden. Die Antworten wurden inhaltlich geclustert und zusammengefasst.
Schulen sollten sich gegenüber Kooperationen mit außerschulischen MINT-Akteuren, Hochschulen und Unternehmen öffnen. Die Lehrpläne müssen flexibler gestaltbar sein und Lehrkräfte sollten Spaß an MINT und Interesse an außerschulischen MINT-Angeboten, insbesondere bei Mädchen, fördern.
Außerschulische MINT-Akteurinnen sollten aktiv auf Schulen zugehen und flexible, integrierbare Angebote entwickeln. Sie müssen ihre Sichtbarkeit an Schulen erhöhen, zum Beispiel durch gezielte Werbung.
Politik und Verwaltung muss Rahmenbedingungen schaffen und bürokratische Hürden abbauen, um eine bessere Verzahnung zu ermöglichen. Zudem müssen personelle Ressourcen geschaffen werden, um Kooperationen zu initiieren und zu pflegen. Die Zusammenarbeit von Schulen und außerschulischen Lernorten muss gezielt gefördert.
Bedeutung von Diversität für den Geschäftserfolg: Mehrheit sieht Vorteile, einige bleiben skeptisch
Drei Viertel der Befragten halten die Auseinandersetzung mit Diversität in ihrer Institution oder ihrem Unternehmen für entscheidend für den Geschäftserfolg. Besonders unter den außerschulischen Akteur:innen stimmen neun von zehn dieser Ansicht zu, während knapp ein Viertel der Befragten aus Unternehmen und Verbänden Diversität als unwichtig für ihren Geschäftserfolg betrachten.
Diversität und Teilhabe als Mittel zum Zweck
Der wichtigste Grund für mehr Diversität und Teilhabe an der MINT-Bildung wird in der Reduzierung der Fachkräftelücke gesehen. Wenig überraschend haben insbesondere Unternehmen und Verbände diesen Aspekt an erster Stelle priorisiert. Befragte aus den Bereichen außerschulische Bildung sowie Stiftungen, NGOs und Vereine legen hingegen den Schwerpunkt auf die Förderung gesellschaftlicher Teilhabe. Die gesetzliche Verpflichtung zur Chancengleichheit wird insgesamt am seltensten als wichtigsten Grund genannt.
Mehr MINT-Frauen braucht das Land
Die Befragten sind sich nahezu einig, dass die größte Chance zur Verringerung der Fachkräftelücke in der Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Berufen liegt. Auch die Integration von ausländischen MINT-Absolvent:innen wird als vielversprechende Maßnahme bewertet. Weniger Erfolgsaussichten sehen die Teilnehmenden hingegen bei der Zuwanderung ausländischer MINT-Fachkräfte und dem längeren Verbleib älterer Fachkräfte im Unternehmen.
Information zur Datenerhebung und Methodik
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MINT-Stimmungsbarometer 2024
Hier können die Ergebnisse des MINT-Stimmungsbarometers 2024 als PDF heruntergeladen werden.
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